Produktdesign (B. A.) | FH Potsdam (2024)

„Gestaltung und Haltung“

»Gestaltung und Haltung« stellt die Frage nach der ethischen Dimension in der Gestaltung. Zukunft gestalten heißt in diesem Sinne Perspektiven entwerfen. Gestaltung ist immer auf Zukunft ausgelegt und muss, um ernst genommen zu werden, »angemessen« in der Zeit sein, sie muss sich von einem monovalenten Fortschrittsoptimismus lösen, die Zeichen der Zeit verstehen.

Mittels Gestaltung werden Paradigmenwechsel sicht- und lebbar. Doch auch die angewandte Gestaltung selbst muss sich neu justieren. Der Entwicklungshorizont hat sich erweitert. Isoliertes Problem- und Themenverständnis ist mit einer globalen Perspektive nicht vereinbar. Fragen des Entwicklungskontextes, der Entwicklungsperspektiven und der möglichen Effekte über den Gestaltungsgegenstand hinaus rücken in das Zentrum des Diskurses. »Produkt & Perspektive« versteht das Produkt als im Kontext stehend, als Teil einer Option, aber auch als Teil einer Fragestellung: Gestaltung als Ergebnis eines transformatorischen Prozesses der Verhandlung von Technik, Anwendung und gesellschaftlicher Perspektive.

„Gestaltung und Transformation“

»Gestaltung und Transformation« befasst sich mit der Rolle des Produktdesigns vor dem Hintergrund neuer Entwicklungs-, Kommunikations- und Herstellungsszenarien. Gemeint ist zum einen die exponentielle Entwicklung neuer Materialien und technischer Verfahren und die Auswirkungen auf den klassischen Produktentwicklungs- und Produktionskontext. Zum anderen sind entsprechende, meist webbasierte Entwicklungen gemeint, die neue Gestaltungs-, Produktions- und Distributionshorizonte beschreiben (z.B. Open Source, Internet der Dinge, Manufaktur 4.0, Raumlabor, Constructlab, Co-Working, Digital Prototyping). Gerade diese, sich neben tradierten Entwicklungskontexten abzeichnenden, Verfahren skizzieren einen sich kulturell wie wirtschaftlich bereits konkretisierenden Möglichkeitsraum, der erheblichen Einfluss auf das Produktdesign hat. In diesem Zusammenhang werden unter anderem die Ressourcen industrieller und handwerklicher Fertigung in Bezug auf technisch-semihandwerkliche Ansätze neu verhandelt. Der*die klassische Dienstleister-Designer*in in der Expertenauseinandersetzung wird abgelöst von einem neuen Typ Gestalter. Dieser sieht sich nicht mehr Nutzer*innn, sondern kritischen Prosument*innen gegenüber, die zunächst von einer speziellen gestalterischen Kompetenz überzeugt sein wollen. Gestalter*innen müssen die Möglichkeiten der sich neu darstellenden Bedingungen erkennen und durch die Verwendung zeitadäquater Medien und Technologien in moderne gestalterische Aussagen übersetzen können. Durch das Aufgreifen von Initiativen, das Erkennen von Avantgarden, nicht nur in der Produktentwicklung, müssen sie sich als Expert*innen in Bezug auf kulturelle Entwicklung, wie auf die Kommunikation und den Einsatz aktueller Strategien der Produktkonzeption erweisen.

„Gestaltung und Prozess“

Das gewöhnlich mit dem Begriff Designprozess assoziierte Problemlösungsverständnis reicht vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungsszenarien nicht mehr aus. Die Entwicklung neuer Materialien und technischer Verfahren haben Auswirkungen auf den klassischen Produktentwicklungs- und Produktionskontext. Darüber hinaus beschreiben webbasierte Entwicklungen neue Gestaltungs-, Produktions- und Distributionshorizonte, die entsprechend neue Methoden und Instrumente der Steuerung von Prozessen der Produktentwicklung nahelegen. Gestalter*innen als diejenigen, die ein Vorhaben in ein Produkt übersetzen sollen, fällt zunehmend die Rolle zu, multiprozessuale Aspekte einer Entwicklung zu verknüpfen und über Fach- und Kommunikationsgrenzen hinweg zu übersetzen – weg von einer Machbarkeitsdoktrin hin zu einem Plausibilitätsdiskurs. Sie müssen in der Lage sein, viele Entwicklungsaspekte, von der postindustriellen Produktion bis zur kritischen Rezeption zu formulieren, zu organisieren, zu integrieren bzw. selbst zu leisten. Ihnen fällt die Rolle der Mediation einer zeitgemäßen Produktentwicklung zu.

Lehrender:
Prof. Jörg Hundertpfund

Material & Materielle Kultur“

Als materielle Kultur wird die von einer Kultur oder Gesellschaft hervorgebrachte Gesamtheit der Geräte, Werkzeuge, Waffen, Bauten, Kleidungs- und Schmuckstücke und anderes Materielles bezeichnet. Historische Artefakte geben uns Auskunft über Lebensweisen und Kulturtechniken. Material schafft Identifikation für Menschen, z.B. in Berufen und Regionen. Material muss holistisch gedacht, das heißt, seine Herkunft, Eigenschaften, Verarbeitungsmöglichkeiten und Kreislauffähigkeit sollen miteinbezogen werden. Insbesondere geht es darum, welche Atmosphären und welche alten und neuen ästhetischen Qualitäten durch Material erzeugt werden können. Material ist immer Gradmesser einer gesellschaftlichen Stimmung und als anthropologisch anzusehen. Material hat narrative Qualitäten und spricht alle Sinne an.

„Objekt/Serie & Produktionsgesellschaft“ oder „Autonomie der Produktion“

Objekte und Produkte können in unterschiedlichen Kontexten entstehen – im Atelier, Start-up, Handwerk, der Manufaktur, in Industrie und Forschungsinstitutionen. Produktion findet in unterschiedlichsten gesellschaftlichen und kulturellen Räumen statt. Dabei entstehen Objekte und Güter mit der Hand, mit 3D-Druckern, Robotern und CNC-gesteuerten Maschinen. Produktionen haftet ein kultureller Raum an, sie unterliegen einer Produktionsatmosphäre und werden von Expert*innen angeleitet und beurteilt. Hierzu sind Fragen zu stellen: Wie verändern sich Produktion und Produktionsverhältnisse im Zeitalter der Digitalisierung? Welche neuen Produktionsstrategien und -werkzeuge stehen Gestalter*innen zur Verfügung und welche müssen Sie neu (Maker-Kultur) erfinden? In welchen interdisziplinären Konstellationen kann Innovation wertefrei erfolgen? Welche neue Handlungs- und Experimentierräume müssen für die Zukunft entwickelt werden? Welches neue Rollenverständnis resultiert daraus für Gestalter*innen?

Lehrender:
Prof. Hermann Weizenegger

„Experimentelles Design“

Das Experiment ist ein unabdingbares Werkzeug in der Laborküche einer zeitgemäßen Designausbildung. Es eröffnet neue Räume und schafft neue Ausdrucksmöglichkeiten, Dinge auf eine Weise zu sehen oder zu tun, wie sie vorher nie gesehen oder getan wurden. Experimentelle Gestaltungsmethoden bieten die Möglichkeit, neue Formen, Perspektiven und deren Kombinationen zu entwickeln, Vergessenes und Tradiertes in einen neuen Kontext zu setzen und bekannte Grenzen zu überwinden, um neue Felder zu erforschen.

„Textile & Design“

Die Berührung mit Textilien ist fester Bestandteil unseres alltäglichen Lebens. In einem Produktdesignstudium darf die Auseinandersetzung mit und das Wissen um Textilien nicht fehlen. Textile Produkte sind seit jeher ein wichtiger Bereich des Produktdesigns sowie auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor mit großem Potenzial und vielen zukunftsweisende Dimensionen.

Healthy Materials & Circular Economy

Als Designer*innen haben wir einen besonderen Einfluss auf die Herstellungsprozesse und somit auch die Nachhaltigkeit von Produkten. Cradle to Cradle ist ein Designkonzept, bei dem die Produkte immer wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden, wodurch CO₂ gespart und möglichst kein Abfall produziert wird. Gesunde Materialien sind die Voraussetzung für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Materialzusammensetzungen und Herstellungsprozesse unserer alltäglichen Konsumgüter müssen transparenter gestaltet werden, um eigenverantwortliche Kaufentscheidungen zu ermöglichen.

Lehrende:
Prof. Silvia Knüppel

Mobilität

Das Auto und andere fossile Mobilitätslösungen haben unsere Gesellschaft und unsere gebaute Umwelt nachhaltig geprägt. Im Sinne einer holistischen Mobilitätswende brauchen wir radikale Lösungen, welche Mobilität von Grund auf neu denken. Für eine dem Menschen und der Umwelt zugewandte Mobilität brauchen wir innovative Konzepte, die von neuen Fortbewegungsmitteln über Mobilitätsplattformen bis hin zu gesellschaftlichem Wandel reichen und sich einer ganzheitlichen Mobilitätswende widmen.

Nachhaltigkeit

Was bedeutet es, Produkte zu gestalten – gerade in Zeiten von Klimawandel, Rohstoffkonflikten und Umweltverschmutzung durch Abfall? Design hat nicht unerheblich zur Entstehung unserer heutigen Konsumkultur beigetragen. Wie können wir als Gestalter*innen neue Wege für die Produktion und Nutzung von Produkten aufzeigen? Was bedeuten Konzepte wie Cradle-to-Cradle oder die Circular-Economy für den Gestaltungsprozess? Wie können wir durch das Design von Produkten und Services ein nachhaltiges Nutzungsverhalten fördern?

One Planet Design

Die Artefakte und Prozesse, an deren Gestaltung wir Designer*innen beteiligt sind, formen unsere physische Welt und unsere Gesellschaft. Der Lebensstil der Industrienationen führt den Planeten an seine Grenzen (planetary boundaries). Nicht nur auf ökologischer Ebene, sondern auch gesellschaftlich stehen wir großen globalen Herausforderungen für eine inklusive und nachhaltige Zukunft gegenüber.

Wie können wir als Gestalter*innen Haltung in diesem Diskurs beziehen und durch unsere Arbeit einen Beitrag für den Weg in eine bessere Zukunft leisten?

Lehrender:
Prof. Holger Jahn

„Digitaler Designprozess“

Moderne Designprozesse sind vollständig durchdigitalisiert. Das Digitale präsentiert sich uns als Raum endloser innovativer Möglichkeiten. Doch das wirkliche Potenzial des Digitalen bleibt denen vorbehalten, die den Raum durch Daten und Code zu formen verstehen. Digitale Souveränität im Design basiert auf einem tiefgehenden Verständnis digitaler Strukturen, Limitierungen des Digitalen und einer Befähigung, den digitalen Raum selbstbestimmt zu formen.

„Wissensvermittlung in Form und Raum“

In Zeiten abstrakter Themen wie Klimawandel, Finanzkrisen und Globalisierung brauchen wir neue Formen der Wissensvermittlung – Formate, die über unidirektionale Bildungsangebote hinausgehen, holistisch gestaltete Vermittlungsangebote, welche uns Menschen mit all unseren Sinnen und Bedürfnissen ansprechen. Wie können wir als Gestalter*innen einen positiven Beitrag zur Konzeption und Gestaltung innovativer Vermittlungsformate und -techniken leisten?

„Produkt als Schnittstelle“

Der physische und digitale Raum ist ubiquitär miteinander verwoben. Die Geräte, die wir nutzen, die Fahrzeuge, die uns transportieren oder auch die Gebäude, die wir betreten, sind mit Sensoren, Display- und Bedienelemente ausgestattet. Wie können wir das Wechselspiel zwischen dem Physischen und dem Digitalen gestalten? Welchen Einfluss haben die beiden Dimensionen aufeinander?

Lehrender:
Prof. Dr. Sebastian Meier

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